Der Wohlstandsgeneration fehlt es in bedrohlicher Weise an Problemlösungskompetenz!

Durch eine Verlagerung ins Virtuelle ist vielen Menschen sozialer Halt verloren gegangen

In den Nachrichten hören wir gerade durch die Klimaproteste, dass sich vor allem junge Menschen um ihre Zukunft sorgen. Und auch die Corona-Pandemie und ihre Folgen haben psychische Spuren hinterlassen. Selten zuvor wurde das Wort „Angst“ in den Medien so häufig verwendet wie im Moment. Und immer mehr Heranwachsende warten auf einen Therapieplatz. Letztlich befindet sich die Republik in einer künstlich hergestellten Atmosphäre der Verunsicherung, ob Orientierungslosigkeit und Sinnleere. Diesen Befund erhebt der Leiter der Selbsthilfeinitiative für Zwänge, Phobien und Depressionen, Dennis Riehle (Konstanz), in einer aktuellen Aussendung – und sagt dazu: „Auch wir verzeichnen eine massive Nachfrage an Psychosozialer Beratung. In einem bislang nicht gekannten Ausmaß beschreibt nunmehr eine ganze Wohlfühlgeneration diffuse und kaum greifbare Befürchtungen vor dem Morgen. Da wird der Kampf gegen einen vermeintlich bevorstehenden Kollaps zum Lebensinhalt. Und das Engagement für die Zukunft artet teilweise in einen ungeduldigen Aktionismus aus. Gerade, wenn Szenarien dargestellt werden, die ja jeglicher Vernunft entbehren und offensichtlich dazu zweckentfremdet werden sollen, unter der Bevölkerung Panik zu verbreiten, ist das eine unverantwortliche Entwicklung und die fast paranoid anmutenden Bilder einer bald nahenden Apokalypse sind Ausdruck einer Entfremdung von der Realität. Nicht zuletzt die Verlagerung des Alltags in das Virtuelle hat zu dieser von außen betrachtet völlig unverhältnismäßigen Dramatisierung beigetragen. Und auch die Tatsache, dass die jüngeren Leute in ihrem bisherigen Dasein kaum mit echten Problemen und Herausforderungen konfrontiert waren und auch von den Eltern nicht selten von jeglicher Gefahr abgeschottet und in Watte gepackt wurden, führt nun zu einer fehlenden seelischen Widerstandskraft“, so Dennis Riehle.

Der Psychologische Berater vom Bodensee ist selbst seit über 25 Jahren psychisch erkrankt und weiß deshalb aus der eigenen Erfahrung, wie bedeutsam das Vorhandensein einer Resilienz zur Bewältigung von Sorgen und Nöten ist: „Gerade, wenn man mit Schicksalsschlägen oder expliziten, existentiellen und unmittelbaren Krisen umgehen muss, erwächst daraus die Fähigkeit, künftig mit mehr Gelassenheit und Rationalität an neue Schwierigkeiten heranzugehen. Denn wer einmal gefallen ist, hat sich dann mit der Frage auseinander setzen müssen, wie man vom Boden wieder hochkommt. Und dass defizitfokussiertes Kreisen um anstehende Aufgaben eben nicht lösungsorientiert ist“. Während man früher über seine Konflikte, Hürden und Anforderungen mit Familie, Freunden und Kollegen von Angesicht zu Angesicht besprechen konnte, existieren mittlerweile viele Beziehungen und Kontakte nur noch in den Sozialen Medien. Und zuhause sind die Eltern aufgrund eines komplexer werdenden Arbeitslebens mit der Erziehung und Beantwortung von Fragen ihrer Kleinsten schnell überfordert. Im Zweifel nehmen sie den Kindern alles ab, verhindern dadurch aber das Erlernen von Eigenverantwortung und der Kompetenz zu einer selbstständigen Bewältigung von Tiefen und Tälern, meint der Journalist. Und dann neigen wir schnell dazu, heute bei jeder Unwägbarkeit sofort auf die Suche nach einem Therapeuten zu gehen. Denn offenkundig schaffen wir es nicht mehr alleine, selbst die alltäglichsten und banalen Dinge in unserem Leben pragmatisch zu meistern. Im bildlichen Sinne können heute selbst manch 30- und 40-Jährige immer noch nicht ohne Stützräder fahren und benötigen für jede Entscheidung eine externe Wegweisung. Wir müssen insofern wieder dazu kommen, das Bewusstsein und Vertrauen in den gesunden Menschenverstand zu stärken und uns manche Prüfung zumuten“, so Dennis Riehle.

Die Beratung der Selbsthilfeinitiative ist überregional und kostenlos unter www.selbsthilfe-riehle.de erreichbar.