Schutzsuchende brauchen vor allem Orientierung und das Gefühl von Annahme

Flüchtlingshelfer: „Es wird allzu oft vergessen, dass es hierbei um Menschen geht!“

„Die Diskussion um Flüchtlinge in Deutschland hat sich zunehmend verdinglicht und die politischen Lager, die vergessen, dass es bei den Schutzsuchenden um Menschen geht, werden immer größer!“ – Mit diesen Worten kritisiert der Leiter der bundesweit tätigen Anlaufstelle „Psychosoziale Sprechstunde“ die aktuelle Debatte um den Umgang mit Fliehenden aus den unterschiedlichen Regionen der Welt und die damit einhergehenden Ressentiments gegenüber Personen, die in Europa um Asyl ansuchen. Dennis Riehle (Konstanz) sagt entsprechend deutlich: „Was sich allein CDU und CSU zuletzt rhetorisch geleistet haben, ist unter humanitären Gesichtspunkten beschämend und einem freiheitlichen Rechtsstaat völlig unangemessen!“, spielt der Flüchtlingshelfer auf Aussagen von Friedrich Merz und anderen Funktionären der Union an. „Diese Verunglimpfung wird dem christlichen Grundsatz der Nächstenliebe nicht gerecht und ist viel eher ein Schlag gegen jegliche biblische Botschaft. Vielleicht sollten die C-Parteien diese Heilige Schrift erneut zur Hand nehmen und darin blättern. Dann werden sie viele Stellen finden, die über eine bedingungslose Aufnahme Geflüchteter schon vor 2000 Jahren berichten und keinen Zweifel daran lassen, dass die Fürsorge für das eigene Gegenüber über dem eigenen Anspruch an Wohlstand und Sicherheit anzusiedeln ist. Der Vorhalt, wir hätten keinen Platz mehr für Asylsuchende, ist blanker Hohn. Man muss hierfür nur in die Nachbarländer von Kriegsgebieten schauen, in denen man zusammenrückt und im Verhältnis wohl deutlich mehr Menschen aufnimmt, als es in der Bundesrepublik jetzt der Fall ist. Da beschwert sich auch niemand, denn man weiß, was Solidarität tatsächlich bedeutet!“.

Der Psychologische Berater hat nicht nur Flüchtlinge aus der Ukraine begleitet, sondern auch Schutzsuchende aus anderen Nationen. „Schlussendlich benötigten sie Orientierung, denn der Verlust der Heimat bedeutet ein Trauma. Das kann sich niemand hier vorstellen, weil wir in der glücklichen Lage von Frieden existieren und uns schon deshalb keinerlei Überheblichkeit oder dekadentes Geschwätz gegenüber solchen Menschen zusteht!“. Nur, wenn den Flüchtlingen durch Seelsorge Halt gegeben werde, könne ihnen gegenüber auch der Anspruch zur Integration gestellt werden: „Wie sollen sie sich in der Fremde fühlen, wenn sie vertrieben wurden und auch jetzt wieder in ein Land kommen, in dem ihnen von Beginn an nur Feindseligkeit, Skepsis und Vorurteile entgegengehalten werden?“. Riehle hat in der Sozialberatung erfahren, dass die übergroße Mehrheit der bei uns Ankommenden dankbar und bereit zur Mitarbeit ist. „Kaum jemand verweigert sich der Eingliederung. Doch damit sich jemand in die Gesellschaft einfinden kann, muss er dazu befähigt und entsprechend informiert werden. Denn ohne eigene Habe lässt sich kein Neustart wagen“, so der Personal Coach in seinem Statement. „Allein, wenn wir das Gefühl von Annahme vermitteln, kann letztlich Vertrauen wachsen, welches die notwendige Grundlage dafür ist, dass Flüchtlinge nicht auf die schiefe Bahn geraten. Das ist übrigens nicht anders als bei deutschen Staatsbürgern. Denn wer sich in der Gemeinschaft nicht willkommen fühlt, wird dagegen rebellieren. Insofern obliegt es nicht nur ihnen, Bereitschaft zur Teilhabe zu zeigen. Vielmehr sind auch wir in der Verantwortung, Chancen zu geben und uns nicht voreilig abzuschotten“, sagt der Berater abschließend.

Die Psychosoziale Sprechstunde ist überregional kostenlos unter www.beratung-riehle.de erreichbar.