Digitale Fabrik neu gedacht: Wie Branchenführer Rohdaten in Produkte verwandeln
Ben Gitenstein, VP Product and Solutions, Qumulo
Wenn wir an eine Fabrik denken, stellen wir uns vor unserem geistigen Auge Schornsteine und Maschinen vor. Doch einige der innovativsten Produktionen finden heute nicht in Fabrikhallen, sondern digital statt.
Die „digitale Fabrik“ ersetzt zunehmend die traditionelle Definition der Fertigung. Früher wurden alle Waren in der Fabrikhalle hergestellt. Heute hat sich ein Großteil der Produktion ins Digitale verlagert. Und wenn die neue Fabrik digital ist, sind unstrukturierte Dateidaten das neue Rohmaterial.
Viele innovative Produkte und Dienstleistungen werden digital erstellt, von der Biotechnologie bis hin zum Animationsfilm. Jede Branche hat die Chance, Innovationen voranzutreiben – vorausgesetzt, sie verfügt über entsprechende digitale Werkzeuge, um Rohdaten in Gewinne zu verwandeln. Generell wächst die Datenmenge exponentiell. Für Unternehmen wird es eine immer größere Herausforderung, diese massiven Datenmengen zu verwalten. Hinzu kommt, dass die Verlagerung zu ortsunabhängiger Arbeit Digitalisierungsbemühungen weiter beschleunigt, wodurch die Datenintensität in den Unternehmen noch gesteigert wird.
Hier möchte ich drei Wege skizzieren, wie führende Unternehmen erfolgreich Rohdaten in fertige Produkte verwandelt haben.
Alteingesessene Hersteller haben die Möglichkeit, die physische Produktion in eine digitale Produktion umzuwandeln. Wenn man über die physische Fertigung hinausblickt, haben alte Industrien das Potential, sich mithilfe von Daten auf digitale Angebote umzustellen.
So nutzen beispielsweise Autohersteller wie Tesla und Hyundai MOBIS Daten, um ihre Produkte zu erneuern. Autos scheinen nur ein physisches Produkt zu sein, aber ihr Wert wird schnell digital: Vernetzte Autos mit autonomen Funktionen werden zur Norm, und die Hersteller verlassen sich auf Echtzeitdaten, um sicherere Autos zu entwickeln. Damit die Fahrzeuge auf ihre Umgebung reagieren können, müssen Hunderte von Terabytes an Videodaten analysiert werden.
Ein weiteres Beispiel ist die Finanzdienstleistungsbranche. Fintech- und Versicherungsunternehmen hatten früher einen Vorsprung gegenüber traditionellen Finanzinstituten, weil sie nicht auf stationäre Filialen angewiesen waren. Führende Fintech-Unternehmen sind in der Lage, Milliarden von Datenpunkten auf einmal zu verarbeiten, sodass sie ad hoc Dienstleistungen anbieten können (wie etwa die Vorabgenehmigung eines Hypothekendarlehens mit nur wenigen Klicks).
Vorausschauende, etablierte Finanzinstitute setzen jedoch vermehrt auf Daten sowie auf digitale Kundenerfahrungen, um mit Fintech-Herausforderern auf Augenhöhe zu bleiben.
Wenn ein Unternehmen sich in eine digitale Fabrik verwandeln möchte, muss es über ein effektives Dateidatensystem verfügen. Etablierte Unternehmen, die ihre Daten insgesamt besser nutzen wollen, können sich an Branchen orientieren, die schon früh auf Dateidaten gesetzt haben.
Digitale Fabriken erzeugen eine riesige Menge an Dateidaten, von Videos bis zu Dokumenten. All diese Daten müssen nahtlos über verschiedene Plattformen hinweg aktualisiert werden. Bestimmte Branchen, darunter die Biotechnologie und die Unterhaltungsindustrie, haben sich schon früh für die Verwaltung umfangreicher Dateidaten entschieden und so den Weg für datengesteuerte Innovationen in atemberaubendem Tempo geebnet.
Das Gesundheitswesen und die Forschungsinformatik befinden sich seit Jahrzehnten in einem digitalen Wandel. Forschungskrankenhäuser nutzen hochentwickelte PACs-Bildgebungstechnologie, um Diagnosen zu beschleunigen.
Das moderne Labor ist heute mehr digital als physisch. Die DNA-Sequenzierung beispielsweise ist ein Prozess, der manuell früher Monate in Anspruch nahm. Dank moderner Dateidatenverwaltung stellten nun einige Forscher ihren Covid-19-Impfstoffentwurf innerhalb von zwei Tagen nach Erhalt der Covid-19-Genomsequenz fertig.
Auch die Medien- und Unterhaltungsindustrie hat seit langem von der physischen auf die digitale Produktion umgestellt, was Studios wie NBC und Netflix in die Lage versetzt, bei bahnbrechenden Innovationen wie etwa dem Streaming die Marktführung zu übernehmen. Animationsstudios zeichnen heute nicht mehr mit Bleistift und Papier. Der kreative Prozess findet mit Dateidaten auf Computern statt, vermittels Hochgeschwindigkeits-GPU-Rendering. Eine ganze Reihe an Filmunternehmen hat den Produktionsprozess vom Studio in die Cloud verlagert, insbesondere nachdem die Pandemie den Übergang zu ortsunabhängigem Arbeiten noch weiter beschleunigt hat. All diese Fortschritte werden durch Dateidaten ermöglicht.
Unterm Strich gilt: wer die Dateidatentechnologie frühzeitig einsetzt, ist für Innovationen der Zukunft gut aufgestellt – und andere Branchen haben noch die Chance, aufzuholen.
Wegweisende Hersteller sind in der Lage, Rohdaten in Produkte oder Dienstleistungen umzuwandeln. Unternehmen werden zu Datenunternehmen, Daten werden zu Produkten – oder sie werden dazu genutzt, bestehende Produkte zu verbessern.
Ein gutes Praxisbeispiel hierzu ist die Einzelhandelsbranche. Einzelhändler sind Hersteller im traditionellen Sinne – aber sie haben es geschafft, die Rohdaten, über die sie verfügen, so zu nutzen, dass sie sich parallel auch zu digitalen Herstellern entwickeln konnten. Ihre Dienstleistungen für Kunden werden durch personalisierte Einkaufsempfehlungen und verbesserte Lieferketten optimiert.
Sogar Kraftwerke, die nach einer Reihe von Krisen zunehmend in den Blickpunkt geraten sind, haben die Möglichkeit, zu digitalen Kraftwerken zu werden. Versorgungsunternehmen können Nutzungsdaten in Echtzeit in Erkenntnisse umwandeln, um den Energieverbrauch effizienter zu verwalten sowie auf veränderte Anforderungen an das Stromnetz zu reagieren.
Betriebe, die das Dateidatenmanagement in den Griff bekommen, werden besser auf die Datenlawine vorbereitet sein, die mit der Führung eines erfolgreichen modernen Unternehmens einhergeht – ganz gleich, ob es sich um Finanzdienstleistungen, Medien, den Einzelhandel oder aber um das Gesundheitswesen handelt. Noch nie war es so wichtig, Produkte und Dienstleistungen digital zu erstellen.
Ben Gitenstein ist ein Forbes Councils Mitglied. Dieser Artikel wurde ursprünglich in einem Beitrag des Forbes Technology Council im September 2021 veröffentlicht.